Leben im Denkmal – Eine Doppelausstellung von Bettina Cohnen und THE LINK
Gespräch mit der Künstlerin Bettina Cohnen und den Kuratoren Hendrik Bohle und Jan DimogWie lebt und arbeitet es sich in Denkmälern der Moderne? Was macht das Wohnen im Hansaviertel und in der Karl-Marx-Allee besonders? Warum repräsentieren beide Gebiete das einst geteilte und heute vereinte Berlin? Der Fotokünstlerin Bettina Cohnen dienen diese Fragen als Grundlage für ihre Portraits der Bewohner und Bewohnerinnen und ihrer Wohnungen. Sie blickt hinter das reine Abbild. „Leben im Denkmal“ verbindet baukulturelle Vermittlung mit bezirksübergreifendem Anspruch: Wir zeigen die Portraits aus dem Hansaviertel im Haus des Lehrers am Alexanderplatz, die an der Karl-Marx-Allee fotografierten Personen werden wiederum in der Hansabibliothek präsentiert. Denkmäler und Menschen in Ost und West werden miteinander verwoben. Die Doppelausstellung ist in das Programm der Triennale der Moderne 2022 eingebettet, dem überregionalen baukulturellen Festival zu den Visionen der deutschen Architekturmoderne.
Triennale der Moderne 2022: „Wohnen. Arbeiten. Leben.“ https://triennale-der-moderne.de/
Bettina Cohnen ist eine international arbeitende Fotokünstlerin mit zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen. Sie ist eine Meisterschülerin von Ulrich Eller, Künstler und Professor für Klangskulptur / Klanginstallation. Cohnen inszeniert in ihren Fotografien Personen in ihrem Umfeld und sucht in der Inszenierung nach Lebenswirklichkeiten, die sich hinter dem reinen Abbild verbergen.
http://bettinacohnen.com/
Der Architekt Hendrik Bohle und der Journalist Jan Dimog sind zusammen THE LINK https://thelink.berlin.Sie schreiben Bücher, kuratieren Ausstellungen und publizieren über Architektur auf verschiedenen digitalen Plattformen. Ihre Beiträge zur preisgekrönten Architekturführerreihe von DOM publishers sind die Ausgaben Istanbul, Vereinigte Arabische Emirate, Kabul und Slowenien.
Kultur
Kulturspeicher Hansaviertel
Die Ausstellung in der Hansabibliothek vom 19.09.2022 – 28.09.2022 zeigt Entwurfskonzepte aus dem 4. Semester Bachelor der Fakultät Architektur an der HTWK Leipzig. Alle Entwürfe sind im Rahmen eines Seminars bei Prof. Frank Schüler im Sommersemester 2022 entstanden.
Auf dem nördlich an das Hansaviertel angrenzenden Areal sollten die Studierenden Nutzungsmöglichkeiten für einen „Kulturspeicher“ entwickeln. Eine Art öffentliches Gebäude, ein Ort für Ausstellungen und Veranstaltungen, sollte entstehen. Zudem sollte das Speichern von unterschiedlichen Sammlungen möglich sein.
In welcher Form kann diese Nutzung zum Ausdruck gebracht werden? In welchem Verhältnis steht dieser Ausdruck zur stadträumlichen Bedeutung des Grundstücks? Diese Fragen standen im Focus der gestellten Aufgabe. Die Verteilung der unterschiedlichen Nutzungen sollte konzeptabhängig gefunden werden, sowie auch deren räumliche Bezüge, Ausdifferenzierung und Größenverhältnisse innerhalb des Gebäudes. Die Studierenden standen vor der Herausforderung, das richtige Maß an Baumasse für diesen geschichtsträchtigen Ort zu finden.
Verfasser*innen: Fanny Braun, Lennard Corbach, Christine Gruß, Mara Grau, Tanja Hartlich, Theo Jörgensen, Stefanie Kästner, Sophie Kerntopf, Leander Knof, Lukas Krimmenau, Jan Leßmann, Hanna Linina, Jan Ole Preußker, Leonhard Rump, David Unkrig, Christine Urbanowicz, Joana Wittling, Ibrahim Yahyaoui, Malte Zimmermann
Weitere Infos zum Kulturspeicher auf Instagram: htwk.leipzig.fsc
65 Jahre nach der Interbau: Unterwegs im Hansaviertel
Info Radio Kultur 06. Juni 2022:
Vor 65 Jahren wurde die Internationale Bauaustellung Interbau eröffnet und das Hansaviertel der Weltöffentlichkeit vorgestellt. Die Neugestaltung orientierte sich an die Vorstellungen der Moderne und versammelte das „Who is Who“ der Architektenszene. Was ist davon heute noch zu sehen?
Ein Beitrag von Corinne Orlowski im Gespräch mit dem Bürgerverein Hansaviertel
Sommerfest
OFFEN FÜR KULTUR feiert ein Jahr Sonntagsprogramm in der Hansabibliothek!
Von Hula-Hoop bis zur Buchpräsentation und von Stummfilmkino bis zu Stockbrot am Lagerfeuer hat OFFEN FÜR KULTUR die Hansabibliothek in den vergangenen zwölf Monaten bespielt und lädt am 26. Juni zu Musik, Tanz und vielem mehr!
Kinder von Heute – in der Stadt von Morgen
Kinder von Heute – in der Stadt von Morgen
Im Rahmen der Welt-Erbe-Initiative des Landesdenkmalamts (in Kooperation mit den Vereinen und bürgerschaftlichen Initiativen) hat eine Projektgruppe aus dem Hansaviertel eine Website auf den Weg gebracht, auf der KINDER UND JUGENDLICHE VON HEUTE über ihr Leben in der STADT VON MORGEN – also in den drei Anwärter-Stätten für das Welterbe Hansaviertel, Karl-Marx-Allee und Corbiusierhaus – Auskunft geben. In Interviews und Bildern erzählen sie, wie sie über das Leben in und um diese besonderen Wohnorte und über die Zukunft denken.
Interviewt von der fast gleichaltrigen Martha Kleinwechter und fotografiert von dem ebenso jungen Ben Werra aus dem Hansaviertel sind Porträts in Text und Bild entstanden – persönliche Statements und Einblicke in das Leben an diesen weltberühmten Orten.
Finanziert wurde das Projekt durch die Welterbe-Initiative des Landesdenkmalamts.
Neues aus den AGs
AG Touren
Carsten Bauer ist als Leiter der AG Touren zum Jahresende zurückgetreten.
Wir danken ihm für sein jahrelanges Engagement. Als neuer Leiter wurde Daniel de Schryver von dem neuen Team gewählt. Das Tourenangebot wird ausgebaut, um auch interessierte Schüler und Familien neben Architekturinteressierten das Viertel vorzustellen. Wer Lust hat, durch das Hansaviertel der Interbau zu führen, bitte melden!
„Verein und Wein“ am Hansaplatz wieder geöffnet
Toilettenhäuschen
UNESCO-Welterbe-Antrag – Karl-Marx-Allee und Interbau 1957
Der Antrag wurde eingereicht!
Unter dem Link: https://hansaviertel.berlin/unesco/antrag/
finden Sie alle durch die Oberste Denkmalschutzbehörde/UNESCO-Welterbe erarbeiteten Unterlagen, die an die Geschäftsstelle der Kulturministerkonferenz zuständigkeitshalber weiter geleitet wurden. 16 Bundesländer haben ca. 32 Tentativ-Vorschläge eingereicht. In den nächsten zwei Jahren werden alle Vorschläge ausgewertet und ein Votum für die deutsche Tentativliste abgeben.
Ein wirklich langes Verfahren!
Neue Perspektiven
Kalender 2022
Ausdrucksstarke Fotos aus der Vogelperspektive
von Thilo Geisler Preis: 15,00 €
Erhältlich im „Verein und Wein“.
Das Alte Hansa-Viertel in Berlin – Gestalt und Menschen von Bertram Janiszewski
Sie hinterließen Spuren – Menschen im alten Hansa-Viertel
Ein Buch, das an eine Reihe auffallend vieler prominenter Bewohner des alten Hansa-Viertels erinnern soll. Ob das Stadtviertel seiner Bewohner wegen besonders gewesen ist oder ob die Bewohner wegen des besonderen Stadtviertels dorthin gezogen sind, lässt sich heute schwer ausmachen.
Es sind kurze Porträts von Persönlichkeiten, die ihre und folgende Zeiten mitgeprägt haben und die wir nicht vergessen sollten.
Bearbeitet von Bertram Janiszewski, Katja van Dyck-Taras, Ruth Pabst und Dieter Pfannenstiel
Ganz herzlichen Dank dem Team für diese wertvolle und akribische Arbeit.
Das Buch ist erhältlich für 17,90 € im „Verein und Wein“ am Hansaplatz oder zu bestellen auf www.hansaviertel.berlin
GRIPS Geburstag
Das GRIPS feierte am 15. Juni am Hansaplatz ausgelassen und mit vielen Aktionen seinen Geburtstag. Der Bürgerverein war als Kooperationspartner dabei!
Workshop des Bürgervereins Hansaviertel e.V.
Unter dem Titel „denk mal pflegen – denk mal weiter“ hat der Bürgerverein Hansaviertel e.V. im Auftrage des Stadtrates für Stadtentwicklung, Soziales und Gesundheit, Ephraim Gothe, am 10. Dezember 2018 einen Workshop in der Akademie der Künste durchgeführt.
Der Bürgerverein Hansaviertel e.V. sorgt sich um die sinkende Aufenthaltsqualität des Außenraumes. Die hervorragenden Bereiche im Inneren werden von den brachen Rändern des Hansaviertels konterkariert. Besonders der Bereich um die S-Bahn leidet an einer nicht zu Ende gedachten Stadtplanung.
Der Hansaplatz wird als Zentrum von den Bürgern auch der weiteren Umgebung akzeptiert, leidet jedoch besonders unter nicht renovierten Bauteilen und städtebaulichen Brachflächen, die zu sozial schwierigen und unsicheren Bereichen führen.
Der Verein möchte am Hansaplatz:
- Das GRIPS-Theater erhalten und ihm Chancen zur Entwicklung geben.
- Den Supermarkt REWE im Einkaufszentrum des Hansaviertels erhalten und auch ihm Entwicklungsmöglichkeiten bieten.
- Die AdK am Hanseatenweg sollte im Hansaviertel zusätzliche Archivflächen erhalten.
Ein Lichtkonzept wird im Hansaviertel ebenso dringend gewünscht wie weitere verträgliche Maßnahmen zur Steigerung der Sicherheit.
Wir möchten, dass im Hansaviertel so experimentell weitergedacht wird wie seinerzeit bei der Planung und Entstehung des Viertels! Wir fordern die Akteure der Stadt für das Hansaviertel auf: denk mal pflegen und denk mal weiter!
Instandsetzung der Hansabibliothek
Die Sanierung der Hansabibliothek ist eine Herausforderung, für Kunden und Angestellte. Denn auch während der Bauarbeiten ist sie geöffnet.
Dass die in die Jahre gekommene Hansabibliothek mit derzeit rund 45.000 Medieneinheiten, über 90.000 Besuchern und 200.000 Entleihungen im Jahr, kostenlosen Internetarbeitsplätzen und Rückgabeautomaten am Eingang denkmalgerecht instand gesetzt wird, ist dem Projekt „Hansaviertel Berlin – Stadt von Morgen“ aus dem Programm „Nationale Projekte des Städtebaus 2015“ zu verdanken. Sabine Weissler, die Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen, freut sich, dass es in gemeinsamer Anstrengung des Bürgervereins Hansaviertel, des Bezirksamts Mitte und der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Wohnen gelungen ist, Mittel des Bundes für den Erhalt der Bausubstanz zu akquirieren: „Mit der Hansabibliothek wurde im Hansaviertel nicht nur ein architektonisches Kleinod mit hoher Aufenthaltsqualität geschaffen, sondern auch ein lebendiger kultureller Treffpunkt, der sich großer Akzeptanz erfreut.“
Umfassende Sanierung
Die Baumaßnahme wird in mehreren Bauabschnitten durchgeführt. Die 1. Phase der Sanierung beginnt im Herbst 2017 mit Garten- und Landschaftsbauarbeiten in und außerhalb der Bibliothek sowie der Einrüstung des Gebäudes. Von September bis Dezember erfolgt die weitere Instandsetzung durch Dachabdichtungs- und Klempnerarbeiten sowie Arbeiten am Mauerwerk.
In zwei weiteren Bauabschnitten 2018 und 2019 werden dann die Fenster abgedichtet, die Sanierung der Sanitäranlage und die Trockenlegung des Kellerbereiches realisiert. Damit wird auch die Verlegung eines Technikraumes in den Keller möglich, was der Fläche der Kinderbibliothek zugutekommt. Die Toiletten werden für einen barrierefreien Zugang umgebaut. Mit Mitteln des Landesdenkmalamtes kann darüber hinaus das Mobiliar aufgearbeitet werden.
Die Planung der Sanierungsarbeiten hat das auf Denkmalpflege und Bauforschung spezialisierte Büro adb Architekten übernommen. Die Projektsteuerung verantwortet das Ingenieurbüro Wohn-Wert-Plan. Dank der Sanierung werde die Bibliothek ihrer Funktion in Zukunft gerecht werden, da ist sich Mittes Kulturstadträtin Sabine Weissler (Grüne) sicher.
Lesebühne im GRIPS-Theater
Statt ZK/U nun GRIPS-Theater: Die Lesebühne Fuchs & Söhne ist ab September 2018 umgezogen. Grund dafür ist, dass den Literaten in den Wintermonaten es im ZK/U häufig zu kalt war.
Fuchs & Söhne, das sind jeden Monat zwei Stunden Humorliteratur vom Allerfeinsten!
Am 29. November, am 19. Dezember, 23. Januar jeweils ab 19.30 Uhr im GRIPS!
Kunst im Stadtraum – Pilotprojekt im Hansaviertel
Kunst im Stadtraum am Hansaplatz
Kunst im öffentlichen Raum ist gegenwärtig eine weitreichende und vielpraktizierte Möglichkeit, Sichtbarkeit und Aufmerksamkeit für den Stadtraum zu erlangen. Der Fachbereich Kunst und Kultur des Bezirksamts Mitte von Berlin wird auf Empfehlung des Beratungsausschusses Kunst der Senatsverwaltung für Kultur und Europa ein Pilotprojekt für Kunst im Stadtraum in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich Kunst im Stadtraum und am Bau der Senatsverwaltung für Kultur und Europa entwickeln und beispielhaft am Hansaplatz im Bezirk Mitte umsetzen.
Das Pilotprojekt soll für das Land Berlin Modellcharakter entwickeln. Teilhabe, und chancengleicher Zugang sollen bei der Entwicklung, Umsetzung und Nutzung der künstlerischen Arbeiten im Mittelpunkt dieses Gesamtprojektes stehen. Dabei soll ausgelotet werden, welche Möglichkeiten und Grenzen solche Beteiligungsformate unter Berücksichtigung der Wünsche von Anwohner*innen und Anrainer*innen des Hansaplatzes haben.
Hierfür stellt die Senatsverwaltung für Kultur und Europa gesamtstädtische Mittel aus dem Haushaltstitel „Künstlerische Gestaltungen im Stadtraum“ zur Verfügung.
2019 ist es so weit: Am Hansaplatz werden im Laufe des Jahres insgesamt fünf temporäre Kunstwerke zu sehen sein. 15 Künstlerinnen und Künstler wurden im vergangenen Jahr eingeladen, sich mit dem Ort, seiner Geschichte und seinen Anwohnerinnen und Anwohnern sowie Nutzerinnen und Nutzern zu beschäftigen und künstlerische Konzepte zu entwickeln. Das Preisgericht zu dem Kunstwettbewerb empfahl am 14. Dezember 2018 die Entwürfe der Künstlerinnen und Künstler Ulf Aminde, Esra Ersen, Folke Köbberling, Jan Köchermann und Kristina Leko & David Smithson zur Realisierung.
(Aus der Pressemeldung des Bezirksamtes Mitte)
Fenster der Erinnerung
Als das „Fenster der Erinnerung“ (im U-Bahnhof Hansaplatz auf Seiten der Bibliothek) im Januar 2014 der Öffentlichkeit übergeben wurde, war das für jene, die das Projekt angestoßen und umgesetzt hatten, ein bewegender Moment. Nun, vier Jahre später, war der Moment nicht weniger bewegend, das überarbeitete „Fenster der Erinnerung“ einzuweihen.
Das tat der Bürgerverein Hansaviertel e.V. am 9. Juli 2018 zusammen mit einer Gruppe amerikanischer Juden, die im Rahmen des von der Bundesregierung geförderten Austauschprogramms „Germany Close up“ in Berlin weilte, vieler Bürger des Hansaviertels, mit Vertretern der BVG und der Firma Proft, die das Fenster eingebaut hat. Möglich geworden ist die Überarbeitung durch finanzielle Mittel, die die LOTTO-Stiftung dem Bürgerverein gewährt hatte.
Unweit vom Hansaplatz, in der Levetzowstraße, stand einst eine der größten Synagogen Berlins. Aus ihr wurde 1941 von den Nazis ein Sammellager für Berliner Juden gemacht, die in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Schätzungen zufolge waren es über 32.000 Menschen. 1.030 Namen von jüdischen Bewohnern im Hansaviertel hat Tatjana Ruge recherchiert. Die Schrifttafel mit den Namen dieser Bewohner, die Katja van Dyck-Taras entworfen hat, visualisiert den tragischen Zug der 1.030 jüdischen Bewohnern des Hansaviertels.
Das „Fenster der Erinnerung“, eine Glasscheibe, auf die 2014 eine Folie aufgeklebt wurde, besteht nunmehr aus zwei 5 mm dicken Scheiben. Es handelt sich um Verbundsicherheitsglas, in dessen Mitte die Namen der 1.030 jüdischen Bewohner gedruckt wurden.
Sabine Röhm, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten, sagte in ihrer Rede zur Einweihung: „Wenn dein Kind dich morgen fragt…, dann erzähl ihm, was gewesen ist. Gib ihm deine Werte, deinen Glauben und deine Traditionen mit. Schenke ihm deine Geschichte, deine Erinnerungen und die deines Volkes, auf das sie weiterleben von Generation zu Generation. Verschweige nichts. Erzähle auch das Schreckliche, das geschehen ist. Nimm kein Blatt vor den Mund“ (aus dem 1. Testament, dem 5. Buch Mose).
Quast-Medaille für den Bürgerverein Hansaviertel e.V.
Am 8. Januar 2018 erhielt der Bürgerverein Hansaviertel e.V. aus den Händen von Kultursenator Klaus Lederer die Ferdinand-von-Quast Medaille. Diese wird seit dem 750. Stadtjubiläum Berlin im Jahre 1987 verliehen. Sie ist benannt nach Ferdinand von Quast, dem 1807 in Neuruppin geborenen und 1877 in Berlin gestorbenen Architekten und Mitarbeiter Karl Friedrich Schinkels. Von Quast wurde im Juli 1843 von König Friedrich Wilhelm IV. zum Konservator der Denkmäler in Preußen berufen.
Preisträger sind viele Privathausbesitzer, aber auch der Architekturhistoriker Julius Posener, die Gründerzeit-Bewahrerin Charlotte von Mahlsdorf, der Maler Manfred Butzmann, viele Bürgervereine, der Architekten- und Ingenieurs-Verein.
2018 erhielten neben dem Bürgerverein Hansaviertel e.V. die Rockband Rammstein für die sorgfältige Sanierung einer großen Industriehalle in Pankow. In dieser wird die Bühnen- und Konzertausstattung gelagert, außerdem sind dort die Büros der Band eingerichtet. Das die Halle umgebende Areal sei damit vor dem weiteren Verfall gerettet worden, lobte der Senat.
Barbara und Hans-Dieter Jaeschke erhielten die Quast-Medaille für die Sanierung und Umnutzung des Stadtbades Prenzlauer Berg in der Oderberger Straße. Dieses Denkmal der Bade- und Hygienekultur der Kaiserzeit wurde 1902 nach Plänen von Stadtbaurat Ludwig Hoffmann eröffnet. 1986 wurde es stillgelegt und stand jahrzehntelang leer. Barbara Jaeschke, als Leiterin der direkt neben dem Stadtbad gelegenen Sprachschule, übernahm mit ihrem Mann 2012 das Gebäude. Es wurde zur Erweiterung der Schule, als Hotel und Veranstaltungshaus umgebaut. Und baden kann man dort nun auch wieder.
Der erst 2004 gegründete Bürgerverein setzt sich ein für die Bewahrung des Hansaviertels, das 1957 als Teil der Internationalen Bauausstellung und als Aushängeschild West-Berlins entstanden war. In den 90er Jahren herrschte in der Senatsbauverwaltung die Überzeugung, dass das Hansaviertel verdichtet werden müsse, um es zurück in die Bahnen eines „europäischen“ Städtebaus zu führen. Dass dies nicht geschehen ist, darf auch dem Engagement der Bewohner und ihres Vereins zugerechnet werden. Vor allem aber machten sie einer breiteren Öffentlichkeit und der Politik bewusst, dass das Hansaviertel ein Schmuckstück Berlins ist und auf die Welterbeliste gehört.
Turmeinweihung der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche
Mit einer Andacht sowie einem Empfang feierte die Evangelische Kirchengemeinde Tiergarten am 18. Juni 2018 das Ende der Sanierungsarbeiten an der Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche. Insgesamt wurden 1,3 Millionen Euro investiert, vor allem für die Turmsanierung: für die tragende Stahlbetonkonstruktion, für die Wendeltreppe aus Stahlbeton, für die Sichtbetonfassade, für die Kirchenfenster, für Dachbleche und für das Kirchenschiff.
Die Mittel für die dringend gebotene Sanierung stammten vor allem von Bund und Land, die im Rahmen des Bundesprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ gewährt wurden. Die Stiftung Deutscher Denkmalschutz steuerte 100.000 Euro bei. Gemeindemitglieder spendeten. Die Evangelische Landeskirche und der Kirchenkreis Stadtmitte unterstützten das Vorhaben mit Zuwendungen.
Dass diese ins Hansaviertel kamen, ist auch dem Engagement des Bürgervereins Hansaviertel e.V. zu verdanken.
Schließung der Hansabibliothek
Die Hansa-Bibliothek ist eine der beliebtesten Büchereien im Bezirk Mitte. Das Gebäude, architektonisches Kleinod aus den 1950er Jahren, wurde nach Entwürfen von Werner Düttmann 1956/57 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Aber: Ihr droht die Schließung.
Die Hansa-Bibliothek entstand im Rahmen der Interbau 1957. Mit ihrem Bau wurde der damalige Regierungsbaurat Werner Düttmann beaufragt, der kurze Zeit später auch die nahe Akademie der Künste entwarf. Während am nördlichen Ausgang des U-Bahnhofs Hansaplatz ein Ladenzentrum mit Kino (heute GRIPS-Theater) entstand, sollte am südlichen Ende der Station mit der Bibliothek ein kultureller Mittelpunkt für das neue Viertel geschaffen werden. Dem Bau mit seinem atriumsartigen Hof in der Mitte lag die Idee zugrunde, ein Haus zu errichten, das mit seiner Umgebung in direktem Austausch steht. Der zwischen U-Bahnstation und Bibliothek überdachte Verbindungsgang führt direkt auf die Glastür des Haupteingangs. Der Hof, von Düttmann als Lesegarten konzipiert, ist durch versenkbare Fensterscheiben direkt mit dem Lesebereich im Innern verbunden.
Doch die weitere Nutzung des Hauses als Bibliothek steht derzeit in Frage. Geht es nach den Überlegungen der SPD sollen Hansabibliothek und Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße aus Spargründen zusammengelegt werden. Als neuer Bibliotheksstandort ist das Gelände der früheren Schultheiss-Brauerei im Gespräch, wo ein neues Einkaufszentrum entstehen wird und Räume angemietet werden könnten. Ob der Bezirk damit tatsächlich Geld einsparen kann, ist umstritten. Die Hansabiliothek gehört schließlich dem Bezirk selbst und erwirtschaftet ein Plus.
Trotz großer Proteste gegen die Schließungspläne, bei denen unter anderem bei einer Online-Petititon über 2.300 Unterschriften in nur sieben Tagen zusammenkamen, hält die SPD weiter an ihren Plänen fest. Ein entsprechender Antrag soll nach der Sommerpause in der BVV gestellt werden. Sollte dieser die Mehrheit finden, verliert das Hansaviertel nicht nur einen berlinweit geschätzten Bibliotheksbau, sondern auch einen wesentlichen Baustein der IBA 57, für deren Bauerbe erst vor Kurzem ein Antrag auf die Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe unterzeichnet wurde.
(Juli 2012)
60 Jahre Interbau 1957
Nach dem Jubiläumsfest anlässlich des 60-jährigen Bestehens des Hansaviertels kann der Bürgerverein eine positive Bilanz ziehen. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Matthias Rudolph, Vorsitzender des Bürgervereins Hansaviertel e.V., der gemeinsam mit dem GRIPS-Theater den 60. Jahrestag auf dem Hansaplatz begangen hat.
Rund 3.000 Besucher fanden trotz des schlechten Wetters den Weg zum Platz. An den vom Verein angebotenen Touren der AG Führungen nahmen bis zu 40 Besucher teil. Besonderen Anklang fanden die Filmvorführungen in der Hansabibliothek und die Diskussionsveranstaltungen am Festplatz.
Bürgervereinsvorsitzender Rudolph hebt hervor, dass sich der Verein bei der internationalen Fachtagung „Rethinking Modernity“ in der Akademie der Künste am Hanseatenweg, die gleichzeitig stattfand, präsentieren konnte. Berlinale-Direktor Dieter Kosslick, der das Fest moderiert hat, outete sich als „begeisterter Hansaviertel-Fan“. Den Dichter Paul Valéry zitierend meinte Kosslick: „Das Hansaviertel singt.“ Anja Kraus, Sprecherin des GRIPS-Theaters, fand: „Schön war es, immer wieder toll, wie man den Hansaplatz belebt bekommt.“
Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) nennt das Hansaviertel „etwas Spektakuläres in unserer Stadt“ und ein „architektonisches und politisches Statement“. „Ich glaube, dass das Hansaviertel mit all seinen Vor- und Nachteilen über die Jahrzehnte und mit all dem, was in den nächsten Jahren noch geleistet werden muss, ein ganz wichtiges, weiteres Zeugnis ist, nicht nur der Vergangenheit, sondern auch ein Entwurf für die Zukunft, an dem man sich orientieren kann.“
50 Jahre GRIPS-Theater
Die neue Spielzeit im GRIPS-Theater ist eine Besondere. Das Theater feiert nämlich sein 50-jähriges Bestehen. Wie der künstlerische Leiter des Kinder-und Jugendtheaters, Philipp Harpain, sagte, stehen für die Jubiläumssaison vier Uraufführungen und eine deutsche Erstaufführung auf dem Programm.
Ein besonderer Höhepunkt wird die Jubiläumsfeier, die gemeinsam mit dem Bürgerverein Hansaviertel e.V. geplant ist, und das Festival „On the Child Side“ im Juni 2019 sein.
2,5 Millionen Euro für das Hansaviertel
Das Hansaviertel erhält 2,5 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ für Maßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden und Freiflächen.
Das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ ist inhaltlich breit aufgefächert, um städtebauliche Projekte mit unterschiedlicher Zielsetzung berücksichtigen zu können. Am 18. November 2015 überreichte der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, Florian Pronold, dem Bezirksbürgermeister von Mitte, Christian Hanke, und dem Bürgerverein Hansaviertel symbolisch eine Plakette. 46 „Nationale Projekte des Städtebaus“ werden in diesem Jahr über das gleichnamige Programm des Bundesbauministeriums mit rund 150 Millionen Euro gefördert. Eine interdisziplinär besetzte Expertenjury unter Vorsitz des Parlamentarischen Staatssekretärs Florian Pronold hat die Auswahl getroffen. In Berlin wird das Hansaviertel Berlin für Maßnahmen an denkmalgeschützten Gebäuden und Freiflächen mit 2,5 Millionen Euro gefördert. Durch das Programm „Nationale Projekte des Städtebaus“ wird die behutsame Wiederinwertsetzung und Stärkung der städtebaulichen und architektonischen Qualitäten des Viertels gefördert. Hierfür sind investive Maßnahmen an den denkmalgeschützten Gebäuden und Freiflächen sowie die Schaffung von Barrierefreiheit und Maßnahmen zur Energieeinsparung von Nöten. Auch die intensive Partizipation der Anwohner*innen spielt in diesem Projekt eine wichtige Rolle. Nur durch einen nachhaltigen und zukunftsweisenden Ansatz der Weiterentwicklung kann das Hansaviertel auch morgen ein Ort für Kunst, Kultur, Kirche, Wohnen, Erholung und Architektur sein.
Die Projekte im Einzelnen sind:
- Hansabibliothek: Das von Werner Düttmann im Jahr 1957 entworfene und unter Denkmalschutz stehende Gebäude wird instandgesetzt, damit es auch künftig als Ort für Kultur, Information, Bildung und Kommunikation funktioniert.
- Kaiser-Friedrich-Gedächtniskirche: Die denkmalgeschützte evangelische Kirche wurde im Jahr 1957 vom Architekten Ludwig Lemmer auf den Fundamenten des 1943 kriegszerstörten Vorgängerbaus entworfen. Der filigrane Glockenturm und das Kirchenschiff werden saniert.
- Vorplatz Akademie der Künste: Ziel ist die behutsame Sanierung des Vorplatzes einschließlich der sensiblen, denkmalgerechten Integration barrierefreier Zugänge zum Haupt- und zum Nebeneingang.
- Revitalisierung des Bereiches um den Hansaplatz: Für den Hansaplatz als Zentrum des Viertels wird mit den Bürger*innen ein Nutzungs- und Entwicklungskonzept zur Aufwertung der räumlichen und gestalterischen Situation des Platzes und seines unmittelbaren Umfelds erarbeitet.
Die SPD Bundestagsabgeordnete Eva Högl, zu deren Wahlkreis auch das Hansaviertel gehört, meinte: „Die Auszeichnung ist eine Wertschätzung für die geleistete Arbeit, aber auch eine Möglichkeit, das Viertel aufzuwerten.“
Pronold kommentierte die Entscheidung der Jury für das Hansaviertel, dass das starke bürgerschaftliche Engagement vor Ort ein wichtiges Kriterium für die Auswahl gewesen sei. „Stadtentwicklung“, sagte er, “ ist nicht nur Investition in Beton.“