Die Hansa-Bibliothek ist eine der beliebtesten Büchereien im Bezirk Mitte. Das Gebäude, architektonisches Kleinod aus den 1950er Jahren, wurde nach Entwürfen von Werner Düttmann 1956/57 errichtet und steht heute unter Denkmalschutz. Aber: Ihr droht die Schließung.
Die Hansa-Bibliothek entstand im Rahmen der Interbau 1957. Mit ihrem Bau wurde der damalige Regierungsbaurat Werner Düttmann beaufragt, der kurze Zeit später auch die nahe Akademie der Künste entwarf. Während am nördlichen Ausgang des U-Bahnhofs Hansaplatz ein Ladenzentrum mit Kino (heute GRIPS-Theater) entstand, sollte am südlichen Ende der Station mit der Bibliothek ein kultureller Mittelpunkt für das neue Viertel geschaffen werden. Dem Bau mit seinem atriumsartigen Hof in der Mitte lag die Idee zugrunde, ein Haus zu errichten, das mit seiner Umgebung in direktem Austausch steht. Der zwischen U-Bahnstation und Bibliothek überdachte Verbindungsgang führt direkt auf die Glastür des Haupteingangs. Der Hof, von Düttmann als Lesegarten konzipiert, ist durch versenkbare Fensterscheiben direkt mit dem Lesebereich im Innern verbunden.
Doch die weitere Nutzung des Hauses als Bibliothek steht derzeit in Frage. Geht es nach den Überlegungen der SPD sollen Hansabibliothek und Bruno-Lösche-Bibliothek in der Perleberger Straße aus Spargründen zusammengelegt werden. Als neuer Bibliotheksstandort ist das Gelände der früheren Schultheiss-Brauerei im Gespräch, wo ein neues Einkaufszentrum entstehen wird und Räume angemietet werden könnten. Ob der Bezirk damit tatsächlich Geld einsparen kann, ist umstritten. Die Hansabiliothek gehört schließlich dem Bezirk selbst und erwirtschaftet ein Plus.
Trotz großer Proteste gegen die Schließungspläne, bei denen unter anderem bei einer Online-Petititon über 2.300 Unterschriften in nur sieben Tagen zusammenkamen, hält die SPD weiter an ihren Plänen fest. Ein entsprechender Antrag soll nach der Sommerpause in der BVV gestellt werden. Sollte dieser die Mehrheit finden, verliert das Hansaviertel nicht nur einen berlinweit geschätzten Bibliotheksbau, sondern auch einen wesentlichen Baustein der IBA 57, für deren Bauerbe erst vor Kurzem ein Antrag auf die Aufnahme ins UNESCO-Weltkulturerbe unterzeichnet wurde.
(Juli 2012)