Als das „Fenster der Erinnerung“ (im U-Bahnhof Hansaplatz auf Seiten der Bibliothek) im Januar 2014 der Öffentlichkeit übergeben wurde, war das für jene, die das Projekt angestoßen und umgesetzt hatten, ein bewegender Moment. Nun, vier Jahre später, war der Moment nicht weniger bewegend, das überarbeitete „Fenster der Erinnerung“ einzuweihen.
Das tat der Bürgerverein Hansaviertel e.V. am 9. Juli 2018 zusammen mit einer Gruppe amerikanischer Juden, die im Rahmen des von der Bundesregierung geförderten Austauschprogramms „Germany Close up“ in Berlin weilte, vieler Bürger des Hansaviertels, mit Vertretern der BVG und der Firma Proft, die das Fenster eingebaut hat. Möglich geworden ist die Überarbeitung durch finanzielle Mittel, die die LOTTO-Stiftung dem Bürgerverein gewährt hatte.
Unweit vom Hansaplatz, in der Levetzowstraße, stand einst eine der größten Synagogen Berlins. Aus ihr wurde 1941 von den Nazis ein Sammellager für Berliner Juden gemacht, die in die Vernichtungslager deportiert werden sollten. Schätzungen zufolge waren es über 32.000 Menschen. 1.030 Namen von jüdischen Bewohnern im Hansaviertel hat Tatjana Ruge recherchiert. Die Schrifttafel mit den Namen dieser Bewohner, die Katja van Dyck-Taras entworfen hat, visualisiert den tragischen Zug der 1.030 jüdischen Bewohnern des Hansaviertels.
Das „Fenster der Erinnerung“, eine Glasscheibe, auf die 2014 eine Folie aufgeklebt wurde, besteht nunmehr aus zwei 5 mm dicken Scheiben. Es handelt sich um Verbundsicherheitsglas, in dessen Mitte die Namen der 1.030 jüdischen Bewohner gedruckt wurden.
Sabine Röhm, Pfarrerin der Evangelischen Kirchengemeinde Tiergarten, sagte in ihrer Rede zur Einweihung: „Wenn dein Kind dich morgen fragt…, dann erzähl ihm, was gewesen ist. Gib ihm deine Werte, deinen Glauben und deine Traditionen mit. Schenke ihm deine Geschichte, deine Erinnerungen und die deines Volkes, auf das sie weiterleben von Generation zu Generation. Verschweige nichts. Erzähle auch das Schreckliche, das geschehen ist. Nimm kein Blatt vor den Mund“ (aus dem 1. Testament, dem 5. Buch Mose).