Das Hansaviertel in nationalsozialistischer Zeit
Die nationalsozialistische Diktatur führte im Hansaviertel zu tiefgreifenden Veränderungen. Die jüdische Bevölkerung war wie überall im Deutschen Reich zunehmenden Repressalien ausgesetzt. In der Reichspogromnacht am 9. November 1938 wurden die Synagogen, die auch von den jüdischen Bewohnern des Hansaviertels besucht wurden, angezündet und zerstört. In der Levetzowstraße 7–8 erinnern heute ein Denkmal, in der Lessingstraße 6 eine Gedenktafel und vor dem Gebäude Siegmunds Hof 11 ein Mahnmal an die ehemaligen Synagogen.
Auch die Umbauplanungen Berlins zum repräsentativen Regierungssitz und zur Reichshauptstadt „Germania“ hatten Auswirkungen auf die Bewohner des Hansaviertels. Die von Hitler persönlich geförderte Neugestaltung Berlins unter Leitung des von ihm zum Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt ernannten Albert Speer sah megalomane Prunkbauten wie die „Große Halle“ am Brandenburger Tor und die alte Stadtstruktur durchschneidende Prachtstraßen in der Form eines riesigen Achsenkreuzes vor. Da der Großteil der Achsenplanungen durch eng bebautes Wohngebiet führte, disponierte Speer deren Abriss ein. Auch wenn das Hansaviertel selbst nicht von diesen Planungen betroffen war, so war es doch eines der Viertel, in dem die „Abrissmieter“ arischer Abstammung mit Ersatzwohnungen versorgt werden sollten. Um für diese Platz zu schaffen, veranlasste Speer ab 1941 die „Entjudung“ von Wohngebieten. Jüdische Bewohner wurden auf der Grundlage des Reichsbürgergesetzes und einer Vielzahl nachfolgender Verordnungen „evakuiert“, das heißt zunächst umgesiedelt. (1) Die „entmieteten“ jüdischen Bewohner wurden meist in sogenannte Judenhäuser eingewiesen, wo die Menschen auf engstem Raum zusammen gedrängt lebten, bevor sie dann in Konzentrationslager deportiert und dort ermordet wurden. (2) All diese Maßnahmen führten dazu, dass auch im Hansaviertel das jüdische Leben nahezu erlosch. Auch erinnern nahe des Hansaviertels an der ehemaligen Charlottenburger Chaussee, der heutigen Straße des 17. Juni, die von Albert Speer gestalteten Straßenlaternen an die Zeit der megalomanen Umbauplanungen, welche aufgrund des Kriegsverlaufs schließlich aufgegeben wurden.